Die Lernziele, die durch Erziehung, Schulbildung, Berufsausbildung und Fortbildung erreicht werden sollen, haben in den letzten Jahren deutliche Veränderungen erfahren. Man muss heute davon ausgehen, dass ein durchschnittliches Arbeitsleben aus mehreren verschiedenen Karrieren besteht, wobei jede einzelne besondere Fähigkeiten, eigene Einstellungen und neue Werte erfordern wird. Das bedeutet, dass zahlreiche Arbeitskräfte Umschulung benötigen. Rasche Veränderungen unserer Wirtschaftssysteme führen zum Verschwinden traditioneller Berufsbilder und lassen neue entstehen. Aktuelle Infrastrukturen des Lernens werden durch den Slogan 'lebenslanges Lernen' charakterisiert. Die Wettbewerbsbedingungen moderner Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme erfordern besondere Fähigkeiten, wie effektives Kommunikations- und Kooperationsvermögen sowie das Finden und Verwalten benötigter Informationen.
Die abnehmende Halbwertszeit des Wissens und die steigende Lebenserwartung üben starken Einfluss auf Bildung und Lehre aus. Im Gegensatz zu früher, wo man ein bestimmtes Fachwissen erwerben konnte, das sich während einer aktiven Lebensspanne am Arbeitsmarkt kaum veränderte, sehen sich die Menschen heute mit einer Situation konfrontiert, in der sie sich ständig weiterbilden müssen, um mit den neueren Entwicklungen Schritt zu halten. Je höher und spezialisierter das Wissen und je schneller neue Entwicklungen ein Arbeitsumfeld beeinflussen, desto kürzer sind die Intervalle, nach denen man wieder auf den neuesten Stand gebracht werden muss. Nach einer Schätzung von IBM lag die Halbwertszeit des schulischen Grundwissens um die Jahrtausendwende bei etwa zwanzig Jahren, des Wissens aus dem Studium bei zehn Jahren, des spezifischen Fachwissen für die meisten Berufe bei etwa fünf Jahren und in technischen Berufen bei etwa drei Jahren. Das bedeutet, ein Ingenieur müsste alle drei Jahre die Hälfte seines gesamten Fachwissens aktualisieren, Programmierer von Computern sogar jedes Jahr. Als Folge dieses Beschleunigungsprozesses ergibt sich die Notwendigkeit einer laufenden Fortbildung der Beschäftigten. Das gilt besonders auch für ältere Arbeitnehmer, damit diese auf dem Arbeitsmarkt tätig bleiben können und ihre Chancen steigen, nach einer Entlassung eine neue Beschäftigung zu finden. Arbeitsmarktstudien zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen dem Stand der über Bildung erworbenen Kenntnisse und der Arbeitslosenzahl in der gesamten Bevölkerung im Erwerbsalter. Die Gruppen mit dem niedrigsten Kenntnisstand haben tendenziell die höchsten Arbeitslosenquoten.
Die Notwendigkeit der ständigen Aktualisierung unserer beruflichen Kompetenzen und die Forderung nach lebenslanger Lernfähigkeit und
Lernbereitschaft verlangen ein Trainingsmodell, das in der Lage ist, die Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu erfüllen.
Hochqualitative Lernsysteme ersetzen als vernetzte Lernressourcen das traditionelle passive Lernen in Klassenzimmern. Im interaktiven Ansatz
des Informationszeitalters – 'learning-by-doing' - findet Lernen jederzeit statt, an jedem beliebigen Ort, wo immer die Situation es erfordert.
Die Informationsanbieter sind ständig verfügbar und für den Lerner dauert eine Lernsitzung gerade so lange, wie er für die Verarbeitung des
Stoffes benötigt ('just-in-time-learning'). Die Auswahl der Informationsmodule erfolgt selektiv, je nachdem, was wir gerade benötigen,
so wird unnötiger Ballast vermieden (highly targeted learning). Aktuelle Lern- und Anwendermodelle stellen hohe Anforderungen an
Selbstorganisation, Orientierung, Leistungsbereitschaft, Handlungsautonomie und Eigenverantwortung. Die Arbeitsplätze von heute sind darüber
hinaus durch die Auswirkungen von Kommunikation und Information auf die Arbeitssphäre bestimmt.
Das bedeutet, dass in Bezug auf Kommunikationsfähigkeit (Sprache) und Informationsverarbeitung (Lernen) besondere Anforderungen gestellt werden.
Basis von Arbeitsplätzen in Verwaltung und Dienstleistungen ist der Computer. Multifunktionale Terminals stellen die Verbindung mit intelligenten
Netzwerken her. Diese Terminals verarbeiten ungeheuere Datenmengen und bieten völlig neuartige Möglichkeiten, vorausgesetzt, die Bediener
dieser Systeme verfügen über eine entsprechende Ausbildung zur effizienten Nutzung der Möglichkeiten ebenso wie die Flexibilität, um sich Änderungen
anzupassen.
Highly targeted learning:
Man lernt, was die Tätigkeit / der Markt erfordert, und vermeidet im Gegensatz zum konventionell akademischen Lernen die Beschäftigung mit zwar historisch interessanten aber überholten Konzepten, die keinen Wert für die Praxis haben. Der Lernende wählt selektiv die Informationsmodule aus, die er gerade benötigt und vermeidet so unnötigen Ballast.
Just-in-time-learning:
Informationsressourcen sind rund um die Uhr verfügbar. Für den Lernenden wird eine Lernsitzung gerade so lange dauern, wie er für die Verarbeitung des Stoffes benötigt.
Lifelong learning:
Der Lernende zeigt die Bereitschaft gemäß den Anforderungen des Marktes seine Konzepte durch Lernbereitschaft und Engagement zu aktualisieren und am letzten Stand des Wissens zu halten.
Self-responsible learning:
Der Lernende wählt die Lernressourcen, den Lernstil und die Lerngeschwindigkeit eigenverantwortlich gemäß den persönlichen Möglichkeiten. Gute Lernorganisation, persönliches Engagement und besonderer Einsatz werden nicht durch vorgeschriebene Mindeststudiendauern oder präzise Lernabläufe gehemmt.
Learning-by-doing / on the job training:
Der Lernende wendet die erworbenen Anwenderkonzepte an, um Praxis als Praktiker und nicht auf theoretischer Grundlagen zu lernen.
(P. Drumbl nach Twigg, C.A. 1994)
Organisationsmerkmale des Gedächtnisses
Ein effizient organisiertes Gedächtnis stellt die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen dar.
Das folgende Modell beschreibt zehn Punkte der Gedächtnisorganisation, die nicht vertikal (hierarchisch), sondern horizontal
organisiert sind. Alle Organisationsmerkmale stehen wechselseitig in Beziehung und ergänzen so ihre Leistungen zu einem effizienten
Speichersystem, in dem Informationen und konzeptuelles Wissen redundant verarbeitet werden. Dadurch können Schwächen in einzelnen Bereichen
unter Umständen wirkungsvoll kompensiert werden.
(Gedächtnisorganisation, P. Drumbl 1998)